Messgenauigkeit
Wer misst, misst Mist: der Spruch ist alles andere als neu. Mit leichtem Grauen erinnere ich mich ans Physik-Praktikum im Studium, dessen Protokolle zur gefühlten Hälfte aus Fehlerrechnung bestanden, um den Messfehler abschätzen zu können. Nun holt mich das Thema Messgenauigkeit und Fehlerkette wieder ein.
Der Multisensor braucht Angaben zur Messgenauigkeit, alleine schon, um die zugesagten Produkteigenschaften festzulegen. Das ist bloß nicht so einfach und beginnt schon damit, dass man festlegen muss, unter welchen Bedingungen die Angaben zur Messgenauigkeit gelten.
Auch beim Einbau ist einiges zu beachten, damit brauchbare Messergebnisse herauskommen. Der weitere Text stammt aus der Bedienungsanleitung.
Der Sensor ist dafür ausgelegt, die Temperatur und Feuchte in einem Innenraum zu messen. Konzeptbedingt ist diese Messung aus mehreren Gründen nur ein Indiz für die tatsächliche Temperatur im Raum:
- Die Temperatur in einem Raum ist selten an allen Stellen gleich. Durch Luftbewegungen, Heizquellen und Sonneneinstrahlung können sich erhebliche Unterschiede selbst in kleinen Räumen ergeben.
- Der Sensor ist in einer Schalterdose montiert und misst zunächst die Temperatur in der Dose. Diese wird durch viele Parameter beeinflusst: bei massiven Wänden die Temperatur der Wand, bei Hohlwänden die Luft in der Hohlwand, ggf. Luftströmung durch in der Dose endende Leerrohre, Sonneneinstrahlung und natürlich die Temperatur der vorbeiströmenden Luft.
- Die Elektronik des Sensors erwärmt sich durch den Betrieb. Diese Eigenerwärmung kann über einen Parameter (Temperature Offset) kompensiert werden.
Diese Punkte sind kein spezielles Problem des Multisensors, sondern treffen auf vergleichbare Geräte genauso zu. Für eine möglichst genaue Temperaturmessung sind daher folgende Maßnahmen zu empfehlen:
- Den Sensor so montieren, dass er optimal von der Raumluft angeströmt werden kann. Das bedeutet, ihn nicht hinter Schränken o.ä. zu verstecken, sondern möglichst mittig im Raum zu platzieren. Auch eine Montage direkt neben einer Tür oder einem Fenster ist nicht zu empfehlen, da dann ggf. die Temperatur des benachbarten Raums bzw. die Außentemperatur mit gemessen wird.
- Sensor entfernt von Heizquellen wie Heizungen, Leuchten und elektrischen Geräten anbringen.
- Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden.
- In der Dose endende Leerrohre verschließen bzw. abdichten. Bei Hohlwandmontage eine luftdichte Dose wie z.B. Kaiser ECON 63 oder ECON 64 verwenden.
- Mit einem Referenzthermometer eine Vergleichsmessung durchführen und den Korrekturwert (Temperature Offset) so einstellen, dass der vom Sensor gesendete Wert mit dem des Referenzthermometers übereinstimmt.
Die relative Feuchte hängt stark von der Temperatur ab. Wenn die Temperatur sinkt, ohne dass sich die Wassermenge verändert, steigt die relative Feuchte an.
Der Sensor misst zunächst die Feuchte in der Unterputzdose. Da die Temperatur in der Dose sich von der im Raum unterscheidet, rechnet er den so gemessenen Wert dann auf die gemessene Raumtemperatur um und berücksichtigt dabei den Offset-Wert der Temperatur. Ist dieser nicht korrekt, hat das Auswirkungen auf die gemessene Feuchte.
Für eine möglichst genaue Feuchtemessung ist es deswegen unerlässlich, den Fehler der Temperaturmessung zu minimieren.
Nun die Gretchenfrage: wie genau gebe ich die Toleranz der Feuchtemessung an? Sie hängt ja von der Toleranz der Temperaturmessung ab.